Heute möchte ich einen weiteren, faszinierenden verlassenen Ort vorstellen, über den ich vor längerem schon durch Zufall im Netz gestolpert bin.
Nach der Kowloon Walled City die sich in Hong Kong befunden hatte, und der ich bereits zwei Beiträge gewidmet habe, begeben wir uns jetzt nach Japan.
Genauergesagt zu einer Insel die den Namen Hashima trägt, was übersetzt so viel wie „Grenzinsel“ bedeuted. Diese Bezeichnung bezieht sich auf die Tatsache, daß von der Hauptinsel aus, Hashima die letzte sichtbare zu Japan gehörende Insel in dieser Richtung ist.
Ursprünglich war die Insel 120m breit und 320m lang. Im Jahre 1890 kaufte der Konzern Mitsubishi diese, die in den darauffolgenden Jahren durch insgesamt 6 Aufschüttungen auf 160m Breite und 480m Länge erweitert wurde.
Zudem wurden zum Schutz gegen die See, um die Insel herum 8-10m hohe Betonwände errichtet, wodurch die Insel das Aussehen eines Kriegsschiffes bekam – und damit ihren Spitznamen: Gunkanjima – die Kriegsschiffinsel.
Von 1897 bis 1974 wurde auf dieser Insel unterseeischer Kohleabbau betrieben. Zu diesem Zweck lebten die Arbeiter mit ihren Familien direkt auf der Insel, dazu wurden neben dichtgedrängten Wohnhäusern auch zahlreiche andere Gebäude errichtet die unter Anderem eine Badeanstalt, eine Polizeistation, Tempel, Geschäfte, ein Kino, eine Turnhalle und sogar ein Bordell beherbergten. Auf engstem Raum wohnten hier bis zu 5.000 Menschen, was eine der höchsten Bevölkerungsdichten der Welt ergab.
Aus Platzgründen musste ein Großteil der Infrastruktur unterirdisch errichtet werden. Der immens begrenzte Raum führte dazu daß für die Unterkünfte der Arbeiter das in Japan erste mehrstöckige Haus aus Stahlbeton dort errichtet wurde.
Den Namen „Kriegsschiffinsel“ erhielt Hashima im Jahre 1945, als ein amerikanisches U-Boot die Insel torpedierte, weil die Besatzung sie mit einem Schlachtkreuzer der Japaner verwechselt hatte.
1974 schloß Mitsubishi die Mine offiziell, die Insel durfte seitdem nicht mehr betretenen werden. Nach der Schließung am 15. Januar im besagten Jahr verließen die Bewohner fast schon fluchtartig die Insel, dabei blieben viele persönliche Gegenstände zurück, da es nicht möglich war diese mit zu transportieren, auch nachträgliche Abholungen waren schlichtweg zu teuer. Mitsubishi kümmerte sich ebenfalls nicht mehr um die Bauten und Anlagen auf der Insel, so daß alles den Naturgewalten ausgesetzt, seit Jahrzehnten dem Verfall preisgegeben ist.
Ab April 2009 ist die Insel wieder für Besichtigungen zugänglich, es werden Umrundungen mit Booten für Touristen angeboten, sowie Führungen durch die Insel.
Für viele Japaner gilt Hashima als Mahnmal der Aubeutung von Mensch und Natur. Die Bedingungen waren menschenunwürdig und forderten viele Tote. In Ermangelung eines Bestattungswesens wurden diese dem Meer übergeben oder in stillgelegten Bergbauschächten „deponiert“.
Im zweiten Weltkrieg wurde Hashima als Arbeitslager mit koreanischen und chinesischen Zwangsarbeitern besetzt – über 1300 Menschen kamen ums Leben.
Trotzdem verdienten zumindest die japanischen Arbeiter auf der Insel nicht schlecht, dafür daß sie unter den gegebenen Bedingungen leben und arbeiten mussten.
Eine Slideshow mit vielen Bildern der Kriegsschiffinsel findet sich hier:
Noch eindrucksvoller in bewegten Bildern hat ADEYTO das folgende Video zusammengestellt:
Wer mehr Info haben mag, dem empfehle ich die nachfolgende Doku, bei der ein Zeitzeuge bei einem Besuch von Hashima mit von der Partie war und seine Erinnerungen an das Leben auf der Insel mit den Zuschauern teilt:
Auf der Seite des Photographen Jürgen Specht gibt es eine große Anzahl ebenfalls sehr sehenswerter Bilder:
http://www.juergenspecht.com/explore/series/27/
Brian Burke-Gaffney schrieb auf seinem Blog eine ausführlichere Geschichte der Kriegsschiff-Insel zusammen (englisch):